09.01.2023
Norwegen wichtigster Gaslieferant für Deutschland
Als Folge des Ukrainekriegs und der Gaskrise ist Norwegen zum wichtigsten Erdgaslieferanten für Deutschland aufgestiegen.

Quelle: energate

Rund 33 Prozent der insgesamt importierten 1.440 TWh Erdgas kamen im vergangenen Jahr aus Norwegen. 2021 war mit rund 51 Prozent der Importmenge noch Russland der größte Lieferant für Deutschland. Im Laufe des Jahres waren die Gaslieferungen von dort allerdings deutlich zurückgegangen. Während noch bis Mitte Juni täglich rund 1,7 TWh Gas über die Pipeline Nord Stream 1 ankamen, reduzierten sich die Lieferungen schrittweise um 60 und 80 Prozent, bis sie Anfang September ganz ausblieben. Auf das Gesamtjahr 2022 gesehen liegt der Anteil russischen Erdgases aber immer noch bei 22 Prozent. Dies geht aus den jüngst veröffentlichten Zahlen der Bundesnetzagentur zur Gasversorgung 2022 hervor.

Die ausgebliebenen Gaslieferungen aus Russland hat Deutschland teilweise durch zusätzliche Importe aus anderen Ländern kompensiert, neben Norwegen waren dies vor allem die Niederlande und Belgien, später aber auch Frankreich. Gleichzeitig reduzierten sich die Exporte in die Nachbarländer, unter anderem aufgrund einer temperaturbedingt geringeren Gasnachfrage. Insgesamt exportierte Deutschland im Jahr 2022 rund 501 TWh Erdgas, 2021 waren es noch 749 TWh. Im Gesamtsaldo führte dies dazu, dass mit 948 TWh sogar mehr Erdgas in Deutschland zur Verfügung stand als noch im Vorjahr (902 TWh).

"Viel Gas gespart"

Gesunken ist 2022 auch der Gasverbrauch im Vergleich zum Vorjahr. "Deutschland hat 2022 viel Gas gespart", schreibt die Bundesnetzagentur dazu. Die Regulierungsbehörde, und insbesondere ihr Präsident Klaus Müller, hatte vor dem Hintergrund einer drohenden Gasmangellage seit dem Sommer immer wieder zum Gassparen aufgerufen. Unterm Strich hat Deutschland im Jahr 2022 nun insgesamt 847 TWh Gas verbraucht. Das sind 17,6 Prozent weniger als 2021 (1.023 TWh). Beim Gassparen hat wohl vor allem der bislang milde Winter geholfen. Im Mittel lagen die Temperaturen im Jahr 2022 1,1 Grad Celsius über dem Durchschnitt der letzten vier Jahre. Der Oktober 2022 lag sogar 2,3 Grad Celsius über dem Monatsmittel. Der Dezember war mit 1,8 Grad Celsius Durchschnittstemperatur dagegen deutlich kälter als in den Vorjahren.

Speicherfüllstand von über 90 Prozent

Als Reaktion auf die Kältewelle im Dezember war die Ausspeicherungsrate aus den Gasspeichern in die Höhe gegangen. Das sollte aber nur eine Momentaufnahme bleiben. Denn insgesamt ist die Lage bei den deutschen Gasspeichern komfortabel. So weist die Regulierungsbehörde auch nochmal darauf hin, dass die gesetzlichen Füllstandsvorgaben für die Speicher zum Stichtag 1. Oktober (85 %) und 1. November (95 %) jeweils übertroffen wurden. Seit dem 1. April war überwiegend eingespeichert worden, bis die Speicher am 13. November 2022 schließlich zu 100 Prozent gefüllt waren. Aktuell liegt der Speicherstand bei 90,72 Prozent, was laut Bundesnetzagentur ein "ungewöhnlich hoher Wert" ist. Dennoch bleibe die Wiederbefüllung wegen der verbleibenden Unsicherheiten in der Gasversorgung im Jahr 2023 eine Herausforderung.

Gaspreis zurück auf Vorkriegsniveau

Bei den Gaspreisen ist inzwischen nach dem durchweg turbulenten 2022 zum Jahreswechsel wieder ein Stück weit Normalität eingekehrt. Zum Jahreswechsel lag der Großhandelspreis bei 63,8 Euro/MWh. Seit März 2022 hatte sich der Gaspreis im Großhandel vervielfacht. Ihren vorläufigen Höchststand erreichten die Preise Ende August mit 315,9 Euro je MWh an der Energiebörse EEX. Sie waren damit etwa viermal so hoch wie vor Ausbruch des russischen Krieges in der Ukraine. Bis November fielen die Preise dann wieder deutlich und erreichten mit 22,4 Euro je MWh am 1. November 2022 den niedrigsten Stand des Jahres. In der ersten Kalenderwoche 2023 setzte sich die bearishe Stimmung, die im Handel bereits vor dem Jahreswechsel eingekehrt war, fort. Das liegt vor allem an den fast schon frühlingshaften Temperaturen in Deutschland.

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