13.01.2023
Antragsflut: Schlichtungsstelle erlebt 2022 als Rekordjahr
Die aktuelle Krise hat der Schlichtungsstelle Energie 2022 so viel Arbeit beschert wie niemals zuvor in der mehr als zehnjährigen Vereinsgeschichte.

Quelle: energate

Nach vorläufigen Berechnungen hat sich die Zahl der Schlichtungsanträge im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Konkret waren es 18.000 Anträge, nach 7.700 im Vorjahr, teilte die Schlichtungsstelle mit. Geschäftsführer Thomas Kunde geht davon aus, dass auch 2023 ähnlich arbeitsintensiv sein wird. Allein in den ersten zwölf Tagen des laufenden Jahres seien rund 800 Anträge bei der Schlichtungsstelle eingegangen, resümierte er im Gespräch mit energate. "Wenn das so weitergeht", so Kunde, könnten allein im Januar 2.000 Anträge zusammenkommen.

Die meisten Verbraucherbeschwerden drehten sich 2022 um Preiserhöhungen. Hier hat sich das Aufkommen mehr als verdreifacht auf mehr als 3.500 Fälle, nach rund 1.120 im Vorjahr. Vervielfacht haben sich auch die Streitschlichtungen zu Schadenersatzansprüchen. Die vorläufige Statistik für 2022 zählt hier rund 3.000 Anträge, während es 2021 etwas mehr als 700 waren. Rund 1.600 Fälle drehten sich um Sonderkündigungen im Zusammenhang mit Preiserhöhungen, nach 300 im Vorjahr. Die Zahl der Fälle, in denen es um Kündigungen vonseiten des Versorgers ging, stiegen um 30 Prozent auf 1.200. Die Zahl der Schlichtungsanträge zu Kündigungen durch Verbraucher kletterte um 65 Prozent auf 670.

Tausende Beschwerden drehen sich um eine Handvoll Unternehmen

Dazu weist die Schlichtungsstelle darauf hin, dass sich allein 8.000 der 18.000 Anträge im Jahr 2022 - also rund 44 Prozent - auf nur vier Unternehmen beziehungsweise Unternehmensgruppen konzentrierte. Die Energiepreiskrise hatte bereits in der zweiten Jahreshälfte 2021 ihren ersten Höhepunkt. Im Zuge dessen hatte die Schlichtungsstelle bereits zum Ende des vierten Quartals zwei antragsstarke Monate mit je 1.000 Beschwerden erlebt, blickt Kunde zurück. Infolgedessen hatten sich die Schlichter damals bereits darauf eingestellt, dass 2022 arbeitsreicher sein würde. Die tatsächlich eingegangene Auftragszahl habe die eigenen Erwartungen noch übertroffen, so Kunde heute.

Die Schlichtungsstelle wurde 2011 ins Leben gerufen. Getragen wird der Verein von Verbänden der Energiewirtschaft einerseits und dem Verbraucherzentrale-Bundesverband (VZBV) andererseits. Privatverbraucher können sich kostenfrei an die Schlichtungsstelle wenden, wenn ihre Beschwerden beim jeweiligen Energieunternehmen erfolglos waren. Ziel ist vor allem, Gerichte zu entlasten. Für die Schlichtungen werden auf Unternehmensseite Gebühren fällig, die die Schlichter immer wieder auch einklagen.

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