17.11.2023
Stromnetz Deutschland: Mehr Tempo beim Bau neuer Gleichstromtrassen
Die Übertragungsnetzbetreiber Tennet, 50 Hertz und Transnet BW wollen vier neue Gleichstromtrassen gemeinsam planen und bauen. Bis 2037 sollen sie in Betrieb gehen.

Quelle: enerNEWS-Partner Energie & Management

Die neuen Hochspannungs-Gleichstromtrassen sollen mit verschlankten Genehmigungsverfahren entwickelt werden, die im vergangenen Jahr vom Bundestag beschlossen wurden. Die erste Stufe ist das sogenannte Präferenzraumverfahren. Es sieht vor, dass die Bundesfachplanung entfällt und die Übertragungsnetzbetreiber keine geeigneten Korridore für den Trassenverlauf mehr suchen müssen. Stattdessen legt die Bundesnetzagentur einen 5 bis 10 Kilometer breiten Präferenzraum fest. In dem planen die Netzbetreiber im direkt anschließenden Planfeststellungsverfahren den genauen Verlauf der Leitungen.

Auch wollen 50 Hertz, Tennet und Transnet BW für die vier geplanten Projekte in der Kooperation „StromNetzDC“ bündeln und ihre Erfahrungen und Kapazitäten aus den bisherigen Vorhaben Südlink, Südostlink oder Nordlink einbringen.

Konkret geht es um folgende Trassen, die bis 2037 betriebsbereit sein sollen:

  • Nordostlink (DC 31/32) wird von Tennet und 50 Hertz geplant und umgesetzt. Die Trasse soll von Heide an der Westküste Schleswig-Holsteins in die Region um Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) führen. Weitere Daten: Luftlinie 165 Kilometer, 525 kV, maximale Übertragungsleistung 2.000 MW.
  • Ostwestlink (DC 40), Tennet und 50 Hertz, aus dem Raum Nüttermoor in Niedersachsen über rund 600 Kilometer nach Streumen (Sachsen), 525 kV, 2.000 MW.
  • Nordwestlink (DC 41), Tennet und Transnet BW, von Alfstedt in Niedersachsen nach Obrigheim in Baden-Württemberg, Standort des im Rückbau befindlichen gleichnamigen Atomkraftwerks. Rund 600 Kilometer, 525 kV, 2.000 MW.
  • Südwestlink (DC 42), 50 Hertz und Transnet BW, aus dem Raum Büchen, Breitenfelde, Schwarzenbek (Schleswig-Holstein) in den südlichen Landkreis Böblingen (Baden-Württemberg), 737 Kilometer, 525 kV, 2.000 MW. Option ist ein Abzweig nach Bayern (DC 42 plus), voraussichtlich unter Einbeziehung von Tennet als Projektpartner.

„Ein wesentlicher Faktor der Energiewende ist die Elektrifizierung bei einer schrittweisen Dekarbonisierung der Erzeugung. Dafür benötigen wir insbesondere leistungsfähige Gleichstromverbindungen, denn sie schlagen die Brücke zwischen dem in den windreichen Regionen Norddeutschlands produzierten erneuerbaren Strom und den energieintensiven Industrie- und Verbrauchszentren im Süden und Osten des Landes“, erklärte Tim Meyerjürgens, COO von Tennet zu den Vorhaben. Man begrüße die Initiative des Gesetzgebers zur Beschleunigung im Netzausbau ausdrücklich. Das neue Genehmigungsverfahren sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Klimaneutralitätsnetz.
 
„Geschwindigkeit ist der Maßstab, der uns treibt. Wir können auf die Erfahrungen bei den Projekten Südlink oder Südostlink zurückgreifen, bei denen wir bereits erfolgreich zusammenarbeiten, und verstärken nun diese Zusammenarbeit“, so Werner Götz, CEO von Transnet BW. Man kenne die Akteure vor Ort, nutze lokale Erfahrungen bei Antragsverfahren und der intensiven Bürgerbeteiligung. Die Entwicklung von gemeinsamen Standards bringe ebenfalls Vorteile.

Erste Gleichstromkreuzung geplant

Während Gleichstromverbindungen bisher als reine Punkt-zu-Punkt-Verbindungen geplant wurden, sollen die neuen Trassen durch innovative Technik miteinander vernetzt werden. „Durch die vorgesehene Leitung zwischen dem Westen und Osten entstehen erstmals Kreuzungen zwischen den Gleichstromleitungen. Diese Kreuzungen zu vermaschen, ist eine wesentliche Innovation“, hebt Stefan Kapferer, CEO von 50 Hertz, hervor. Dadurch würden sich Vorteile bei der Steuerung von Lastflüssen ergeben, zugleich erhöhe das die Resilienz des Übertragungsnetzes.

Bereits im November wollen die drei Übertragungsnetzbetreiber den ersten Austausch in den Regionen starten, parallel zur öffentlichen Präferenzraum-Konsultation der Bundesnetzagentur. Wie es in einer Mitteilung der Übertragungsnetzbetreiber weiter heißt, setze man auch im neuen Verfahren auf einen transparenten Dialog mit der Öffentlichkeit, um frühzeitig vor Einreichung der Anträge Hinweise für die Planung aufzunehmen.

Weitere Informationen zu den HGÜ-Projekten sind auf einem neuen Online-Portal abrufbar.

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